6 Schmiede

Die Stationen bezeichnen Orte in Amorbach und Umgebung, die Theodor W. Adorno in seiner Kindheit gerne aufsuchte.

Die Stationen bezeichnen Orte in Amorbach und Umgebung, die Theodor W. Adorno in seiner Kindheit gerne aufsuchte.

Das Haus des Schmiedemeisters Kurz stand in der Hauptstraße 167 (heute Löhrstraße 3). Seine Arbeitsstätte mit „grell loderndem Feuer“ und die „dröhnenden Amboss-Schläge“ hallten von dort hinüber in das Zimmer der Familie im Hotel Post und weckten Theodor Adorno jeden Morgen. Die Schmiede Kurz existierte bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs.

Theodor Adorno

„In der Hauptstraße, um die Ecke der geliebten Post, befand sich eine offene Schmiede mit grell loderndem Feuer. Jeden Morgen ganz früh weckten mich die dröhnenden Schläge. Nie habe ich ihnen deshalb gezürnt. Sie brachten mir das Echo des längst Vergangenen.“

Theodor W. Adorno, Ohne Leitbild – Parva Aesthetica – AMORBACH, Seite 23

Frühere Schmiede von August Kurz

Für Adorno bildete die Werkstatt des Schmiedemeisters August Kurz (1866-1941) „ein verkleinertes Wagner-Universum“ (Lorenz Jäger): Zu den täglichen Arbeitsgeräuschen, die für „Teddie“ in seinem Bett im ersten Stock des Hotels Post unüberhörbar waren, assoziierte der hochmusikalische Langschläfer unweigerlich die Ambossklänge in der Oper „Das Rheingold“ (Uraufführung 1869).

Auch auf die Kinder anderer Feriengäste übte die Schmiede eine große Anziehungskraft aus: sie durften dem Schmied und seinen Gehilfen zusehen und manchmal sogar den großen Blasebalg ziehen. An den typischen „qualmenden, beißenden“ Geruch, der bei jedem Hufbeschlag in der Luft hing, erinnerte Werner Lenz 1986 in seinem ungedruckt gebliebenen Vortrag Amorbach zwischen den beiden Weltkriegen. 

Die Werkstatt ging von August Kurz (in der Tür stehend) an seinen Neffen Paul über und existierte noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Text: Reinhard Pabst

Fotos 1, 2: Archiv Matthias Kurz
Zitat aus: Theodor W. Adorno, Ohne Leitbild – Parva Aesthetica – AMORBACH, Seite 20
Portrait Theodor W. Adorno, © Elisabeth Becker, 1961
Übersetzungen: Annette Allwardt
Video: Anna Tretter, Carolyn Krüger